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Theoretische Ans tze zur Erkl rung individueller Radikalisierungsprozesse: eine kritische Beurteilung und überblick der Kontroversen.Keywords: Individuelle Radikalisierungsprozesse , Kontroversen , Rechtsextremismus Abstract: Radikalisierung ist ein Modewort in jener Forschungslandschaft geworden, die sich bisher überwiegend mit Terrorismus, Extremismus und politischer Gewalt besch ftigt hat. Nach den Anschl gen vom 11. September 2001 und im Speziellen durch den wahrgenommen Anstieg an hausgemachter“ (engl. homegrown“) Radikalisierung (symbolisch verdeutlicht durch die Anschl ge in London und Madrid), hat sich der Fokus auf die Phase vor der eigentlichen Beteiligung an terroristischen Handlungen verschoben, in der Hoffnung brauchbare Interventionsmechanismen in einem pr ventiven“ Ansatz entwickeln zu k nnen. Radikalisierungsforschung hat sich als eine gr tenteils politisch initiierte Forschungsagenda in den letzten Jahren stark entwickelt; auf der einen Seite baut sie auf der existierenden Forschung zu Terrorismus und Extremismus auf und auf der anderen Seite greift sie andere theoretische Str nge – wie die Theorie der sozialen Bewegungen oder Subkulturen – auf. Ohne einen Anspruch auf Vollst ndigkeit zu erheben, wird dieser Artikel im ersten Teil einen überblick über die wichtigsten theoretischen Ans tze zur Erkl rung von Radikalisierung, wie sie in der Forschung zu islamistischer und rechtsextremer Radikalisierung entwickelt worden sind, liefern und entlang von drei analytischen Ebenen – Makro-, Meso- und Mikroans tze – skizzieren. Es werden dann verschiedene theoretische und methodologische Kritikpunkte aufgezeichnet, insbesondere das Spezifizit tsproblem, die Schwierigkeit eine Theorie zu entwickeln, sowie die Stichprobenverzerrungen. Es werden anschlie end verschiedene L sungsans tze vorgeschlagen: eine verst rkte Anwendung der Deutungsrahmenanalyse, um eine Brücke zwischen strukturellen Faktoren, Diskurs und individueller Wahrnehmung zu bauen; die Notwendigkeit übergangsmechanismen von Wahrnehmung zu Verhalten zu erforschen; und eine Motivationsanalyse auf einer h heren kategorische Ebene durchzuführen, die mehr auf soziale und diskursive Dynamiken, als auf individuelle oder Gruppenmerkmale fokussiert.Der zweite Teil dieses Artikels thematisiert mehrere umstrittene Aspekte innerhalb der islamistischen Radikalisierungsforschung. Es wird argumentiert, dass Ans tze die auf Merkmale muslimischer‘ Gemeinschaften zurückgreifen, ungeeignet sind für die Erkl rung von individuellen Radikalisierungsprozessen, die zu Terrorismus führen k nnten. Angesichts der Komplexit t und globalen Natur des Dschihadismus, wird der Begriff hausgemachter‘ Radikalisierung als problematisch dargestellt. Die eine Radikalisierung f rdernde Rolle der Religion und religi ser Organisationen wird
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