Gesund oder krank? Eine vergleichende Untersuchung religi ser Visionen an PsychiatriepatientInnen und Gesunden

Menschen mit religi sen Visionen werden im psychiatrisch-psychologischen Umfeld oft vorschnell pathologisiert und vision re Erfahrungen als optische Halluzination in einen klinischen Kontext gestellt. Eine solche einseitige Betrachtungsweise wird dem Ph nomen der Vision jedoch nicht gerecht. Die vorliegende empirische Studie besch ftigt sich auf der Basis der vision ren Erfahrungen selbst, sowie dem lebensgeschichtlichen und religi sen Hintergrund mit Unterscheidungskriterien von Menschen mit Visionen, die psychiatrisch erkrankt und solchen, die psychisch gesund sind. Anhand eines teilstrukturierten Interviews, das Fragen zu den vision ren Erfahrungen, dem lebensgeschichtlichen Hintergrund, zur Religiosit t und zu den Folgen der Vision umfasst, und eines Fragebogens zur Religiosit t wurden zwei Vergleichsgruppen mit positiv empfundenen religi sen Visionen untersucht: PsychiatriepatientInnen (Gruppe 1) und psychisch gesunde Personen (Gruppe 2). Die Ergebnisse zeigen, dass einige Gemeinsamkeiten und zahlreiche Unterschiede zwischen den beiden Vergleichsgruppen bestehen, die sich sowohl auf die vision re Erfahrung selbst als auch auf den biografischen Hintergrund, den religi s-spirituellen Werdegang und die Auswirkungen der Visionen im Leben der Betroffenen beziehen. Anhand von zwei Schlüsselkonzepten – psychische Inflation bei Gruppe 1, Vorhandensein eines Interpretationsrahmens für Gruppe 2 – werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in einen gr eren Zusammenhang gestellt. Da die inhaltlich breitgef cherte Untersuchung aufgrund der kleinen Stichprobe keine Generalisierung der Ergebnisse zul sst, w re weitere empirische Forschung zu diesem Thema aufschlussreich.