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querelles-net 2010
Entweder – oder? Mutterschaft zwischen Fundamentalismen und vielschichtigen PraxenKeywords: Familie , Kinder , Mutterschaft , Care , Gleichstellung , Geschlecht , Gender Abstract: Mutterschaft wird in Deutschland fundamentalistisch‘ diskursiviert: Die Leitbilder der guten‘ Mutter sowie deren negative Schattenseiten sind moralisch und politisch überfrachtet, so dass scheinbar nicht nur das Wohl und Wehe der Kinder, sondern auch das der ganzen Nation an der Erfüllung spezifischer Normen von Mutterschaft zu h ngen scheinen. In der allt glichen Praxis von Mutterschaft brechen sich diese phantasmatischen Bilder allerdings – der Familien- und Mutteralltag ist vielmehr gepr gt von vielf ltigsten, durchaus eigensinnigen und nach Ungleichheitslagen differenzierten Arrangements sowie entsprechender Identit ten‘ von Müttern. In unserem Beitrag skizzieren wir diese Gemengelage zun chst als Effekt von Reflexivierungsprozessen, die nicht zuletzt der Zweiten Frauenbewegung, aber auch den unterschiedlichen Traditionen in der DDR und der BRD geschuldet sind. Auch die derzeitige konomisierung des Sozialen‘ bildet eine wesentliche Rahmenbedingung für gegenw rtige Diskurse rund um Mutterschaft. Im Beitrag werden auch Aspekte der familien- und sozialpolitischen Regulierung von Mutterschaft skizziert. Insgesamt diagnostizieren wir einerseits die Pluralisierung von Mutterschaftsbildern, die andererseits aber hochgradig widersprüchlich ist. Mütter nehmen diese Konflikte – etwa zwischen der guten Mutter‘, die ganz in der langj hrigen Vollverfügbarkeit für die Kinder aufgeht, und der guten Mutter‘, die durch die Brille ihrer eigenen Karriere ihre Kinder als Humankapital betrachtet, in das sie investiert – individualisiert wahr, was wir entlang einiger exemplarischer Druckstellen‘ darstellen. Der Beitrag schlie t mit einem Pl doyer für die gesellschaftliche Aufwertung fürsorgebasierter Beziehungen und damit mit einer Kritik an der Fetischisierung von Autonomie. In Germany, motherhood is “fundamentally” discursive: the model of the “good” mother – as well as her darker side – is morally and politically overloaded. No longer are only the children’s wellbeing and woes dependant on her, but the entire nation seems to be dependant on the performance of specific norms of motherhood. However, in the daily practice of motherhood, these phantasmagoric images fall apart – the daily life of family and the mother is more affected by variegated, absolutely stubborn, and unequally differentiated configurations as well as the appropriate “identities” of mothers. In our contributions, we sketch this situation foremost as the result of processes of reflection that are very much due to the second wave women’s movement, but also to the differing traditions in the GDR
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